Marcus Sörensen: "Wenn jemand Druck macht, dann ich selbst"

Gottérons Schwede weiss, dass es nicht einfach wird, die Performance von letztem Jahr zu wiederholen.

Gottérons Marcus Sörensen blickt auf eine Top-Saison 2023/24 zurück. © Jean-Baptiste Morel

Eine neue Saison sei für ihn immer eine Art Auffrischung, sagt Marcus Sörensen. «Dabei will ich auf dem Vorjahr aufbauen, speziell was das Zusammenspiel mit Lucas (Wallmark – Red.) und wer auch immer – es wird wohl Kiki (Killian Mottet – Red.) sein – mit uns in einer Linie spielt.» Sprechen wir über die letzte Saison. Gottérons Schwede kam in der Qualifikation auf satte 31 Tore und 32 Assists und schloss sie als Liga-Topskorer ab – als erster Freiburger seit Andrei Chomutow in der Meisterschaft 1994/95. Dabei erreichte Sörensen, der eine aussergewöhnliche Schusseffizienz von über 20 Prozent aufwies, als erster Spieler seit der Saison 2019/20 und Pius Suter die 30-Tore-Marke. Und dies in der Premiere-Saison des kongenialen Duos Sörensen/Wallmark.

Stichwort Aufbau: Sind diese Werte überhaupt noch zu toppen? «Es können nicht wieder 30 Tore von mir und 20 von Lucas erwartet werden. Das war vor einem Jahr so nicht zu erwarten, und das ist es auch diesmal nicht», erwidert Gottérons Nummer 9 – so denn ihn nicht das Topskorer-Shirt bekleidet.

Druck nur von sich selbst

Was er hingegen durchaus erwarte, sei, dass er und Wallmark sich Spiel für Spiel die entsprechenden Möglichkeiten kreieren. «Wichtig ist, dass wir uns in engen Spielen oder bei Rückständen in der Offensive zeigen, dann kommen die Tore schon.» Vergangene Saison seien schon mal Pucks ins Tor hineingefallen, wie es so nicht immer der Fall sei. «Es kann schnell in die andere Richtung gehen. Im Eishockey ist es ein ständiges Auf und Ab. Wenn wir beide je 20 Treffer erzielen können, ist es immer noch eine gute Saison. Das primäre Ziel ist, der Mannschaft zu helfen.» Er und Wallmark würden sich gut in der Rolle der Zugpferde fühlen.

Druck, seine hervorragende letzte Saison bestätigen zu müssen, verspüre er keinen – jedenfalls nicht von Drittpersonen. «Wenn jemand Druck macht, dann ich das selbst. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich wieder 30 Tore schiessen muss. Diese Zahl zu erreichen, ist so hart. Ich bin glücklich und stolz, das geschafft zu haben, aber wie erwähnt, Hauptsache wir können dem Team eine Stütze sein.» Es sei zweitrangig, ob er und sein schwedischer Landsmann in der Skorerliste zuoberst stehen würden. «Und falls ja, dann bedeutet das einfach, dass wir einen guten Job gemacht haben.»

Zusammen mit Lucas Wallmark (Mitte) bildet Marcus Sörensen (r.) ein Top-Gespann, links Chris DiDomenico. Bild: Til Bürgy

Nachdem Sörensen eine schwierige erste Saison im Dress der Drachen hatte, weil er sich noch vor dem Saisonstart in der Champions Hockey League eine Fingerverletzung zugezogen hatte und danach Zeit benötigte, seinen Platz in der Liga zu finden, flog er letztes Jahr mit seinen wehenden, langen blonden Haaren förmlich über das Eis. Wenig überraschend deshalb, dass ihn die Freiburger langfristig binden wollten.

Gesagt, getan. Das neue Arbeitspapier des 32-Jährigen läuft bis 2027, so wie jene von Wallmark und Jacob de la Rose auch. Bis zum Ende dieses Vertrags wird Sörensen also fünf Jahre in Freiburg verbracht haben. «Das ist immer schwer zu sagen», erklärt er auf die Frage, ob er Freiburg schon als so etwas wie ein zweites Zuhause betrachte. «Aber fünf Jahre in der gleichen Stadt ist ein grosser Teil des Lebens.»

Jeder Ort, an dem er längere Zeit verbracht habe, erachte er als eine Art zu Hause. «Das war in San José, wo ich fünf Jahre spielte, oder natürlich in Schweden schon der Fall. Kommt hinzu, dass meine jüngste Tochter hier geboren wurde.» Dass sich seine Frau und die drei Kinder gut aufgehoben fühlen, ist für den Familienmenschen Sörensen zentral.

Darum steht auch in Bälde ein Umzug an. «Momentan haben wir nur drei Schlafzimmer. Wir schauen uns nach einer grösseren Wohnung oder einem Haus um, wir brauchen mehr Platz. Das wäre auch für mich gut, dann müsste ich weniger auf der Couch schlafen», erklärt Sörensen, dem es damit wie so vielen Vätern ergeht, wenn der Nachwuchs Platz im elterlichen Bett einfordert, schmunzelnd. Ob die Erziehung oder ein Eishockeyspiel die härtere Aufgabe sei, wollte er nicht abschliessend beurteilen. «Klar ist aber, dass meine Frau die harte Arbeit macht, damit ich mich auf den Sport konzentrieren kann.»

 Ich habe nicht das Gefühl, dass ich wieder 30 Tore schiessen muss. Diese Zahl zu erreichen, ist so hart.

Wie schnell es im Sport gehen kann, musste Sörensen diesen Sommer einmal mehr konstatieren. Wie alle hatte die Entlassung von Christian Dubé auch den Schweden auf dem falschen Fuss erwischt. «Ja, ich war überrascht. Es kam aus dem Nichts, und wir wurden zur selben Zeit informiert wie die Medien auch.» Sörensen ist jedoch Profi genug, um das Kapitel schnell abzuschliessen. «Das ist unser Job. So läuft es im Sport eben, man schaue sich nur die Trades in den USA an. Heute bist du hier und morgen bereits woanders.»

Er habe mit Dubé gesprochen, nachdem dieser gefeuert worden sei. «Jetzt bin ich voll auf Patrick Emond fokussiert. Auch er ist ein fantastischer Coach.» Dass schon heute klar ist, dass in einem Jahr mit Roger Rönnberg bereits wieder ein neuer Übungsleiter an der Bande stehen wird, beschäftigt Sörensen nicht gross. «Ehrlich gesagt, denke ich nicht daran. Das tue ich, sobald diese Saison vorbei sein wird. Jetzt will ich erst einmal so gut wie möglich performen.» Die ganze Mannschaft lebe im Hier und Jetzt und denke nur daran, was momentan zu tun sei.

Gesund bleiben

Das umso mehr, weil die vergangene Spielzeit mit dem klaren Aus in den Playoff-Halbfinals gegen den Lausanne HC ein hartes Ende hatte, führt der Flügelstürmer weiter aus. Was liegt heuer drin? «Eine Saison dauert lange. Der erste Schritt ist deshalb immer, die Playoffs zu erreichen. Dann kann alles passieren», erklärt Sörensen lakonisch. Die ersten Meisterschaftsspiele würden aufzeigen, wohin die Reise gehe. «Wir müssen schauen, wie sich das Team entwickelt.» Mit Andrei Bykow und Mauro Jörg seien zwei wichtige Spieler nicht mehr da, dafür einige junge Talente. «Ich sehe nicht nur Yannick Rathgeb als Zuzug. Klar ist aber auch, dass der Kern geblieben ist, was eine gute Sache ist.»

Als Liga-Topskorer flog Marcus Sörensen der Konkurrenz im Vorjahr davon. Bild: Keystone

Die Energie der neuen jungen Spieler wird gefragt sein, zumal Gottéron in dieser Saison gleich auf drei Hochzeiten tanzen wird: Meisterschaft, Champions Hockey League und Spengler Cup. «Nicht zu vergessen ist die Nationalmannschaft. Es wird nicht viel freie Tage geben oder Trainingswochen, um dem Körper Zeit für die erforderliche Regeneration zu geben», sagt Sörensen zu diesen Herausforderungen. «Das Wichtigste ist deshalb, gesund zu bleiben.

Es wird hart für den Körper, so viele Partien absolvieren zu müssen. Aber am Ende des Tages ist es unser Beruf, und wir alle lieben es schliesslich, zu spielen.» Nicht verhehlen kann Sörensen, dass er sich speziell auf den Spengler Cup in Davos freut. «Bisher hatte ich noch nie die Chance, dieses Turnier zu bestreiten. Ich bin gehypt.» Man habe nicht oft die Chance, binnen fünf Tagen einen Pokal gewinnen zu können. Die Feiertage mit der Familie in den Bündner Bergen verbringen zu können und zugleich sportlich gefordert zu sein, werde ein Spass. Für das nimmt Sörensen gerne die eine oder andere kurze Nacht in Kauf.

Freiburger Nachrichten - Frank Stettler / Redaktion
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